Deutschland-Reise:
Mit dem Fahrrad von Sylt nach Oberstdorf

Tag 24: Dienstag, 2. Juli 2019
Königsetappe

Sinningen - Maria Steinbach - Kempten - Immenstadt - Oberstdorf
[Karte]

Radreise Teil 11 (Tage 23 bis 25)

Missratene Sightseeing Tour in Ulm. Weiterfahrt auf dem Illerradweg bis nach Oberstdorf.

In der Nacht, ich schätze so zwischen drei und vier zog nochmal ein recht heftiges Gewitter durch und es hat ganz schön geregnet. Ich weiss nicht genau wie lange es gedauert hat, weil ich schnell wieder eingeschlafen bin. Heute Morgen klingelt um halb sieben der Wecker. Ich weiss, dass ich heute noch ein ganzes Stück Strecke vor mir habe und möchte zeitig los. Inklusive Zelt trocknen und Frühstück schaffe ich es sogar, dass ich vor neun Uhr los fahren kann. Die ersten Kilometer sind nicht sonderlich spannend. Der Weg folgt weiter der Iller, ähnlich wie gestern. Eine Cacheempfehlung lockt mich dann aber zu einem kleinen Umweg. Unter einem grossen Dach wo Wohnwagen und Arbeitsmaschinen abgestellt sind, finde ich eine grosse Kiste an der Wand, die es zu öffnen gilt. Die Aufgaben basieren alle auf der TV-Serie des bösen Drogenkochs aus Breaking Bead. Jedes gelöste Rätsel lässt mich eine Kiste öffnen in der dann gleich die nächste zu finden ist. Alles sehr lässig gemacht. Das letzte Rätsel fordert mich dann aber etwas mehr und der Funke will einfach nicht überspringen. Irgendwie verstehe die Aufgabe oder den Lösungsweg des finalen Rätsels nicht so richtig, welches mir den dreistelligen Code für das letzte Schloss verraten würde. Um mich im Logbuch eintragen zu können, muss ich dieses Teil aber noch auf bekommen und so bleibt mir dann am Ende nur noch die Brute Force Methode, um ans Ziel zu kommen. Das hiesse im dümmsten Fall, 999 mal an den Rädchen zu drehen, bis sich das Zahlenschloss öffnet ;-) Das ist zum Glück nicht nötig und nach etwa zehn Minuten habe ich dann die richtige Kombi erraten. Das Ganze ist mal wieder eine sehr einfallsreiche und schön gebastelte Rätselkiste und die halbe Stunde, die ich hier zum Öffnen des Caches aufgewendet habe, war es auf jeden Fall Wert. Irgendwann unterwegs, fällt es mir dann wie Schuppen von den Augen. Plötzlich fällt der Groschen des letzten Rätsels und somit lindert sich die Schmach, dass ich diesen Teil am Ende nur mit etwas Mogelei abschliessen konnte. Ich bin mir auf jeden Fall ziemlich sicher bin, die Lösung doch noch gefunden zu haben.

Kreatives Cache-Rätsel

Kreatives Cache-Rätsel

Nach diesem unterhaltenden Cache-Stopp gehts weiter und ich verrenne mich mal wieder in einem grösseren Umweg als nötig gewesen wäre, denn ich brauche noch Getränke-Nachschub. Das nächste Dorf mit Supermarkt liegt dann aber etwas gar weit weg. Mir passiert immer wieder das gleiche Maleur, wenn ich aus irgend einem Grund einen Umweg fahren oder laufen muss. Anstatt umzudrehen, wenn man merkt, dass man zu weit von der ursprünglichen Route abkommt, fährt man einfach weiter, weil man das Gefüht hat, schon zu weit vom Ursprung weg zu sein, als dass es sich noch lohnen würde, wieder umzukehren, weil das ja auch wieder Zeit kostet. Am Ende wäre es dann so oft die kürzere oder weniger zeitraubende Variante gewesen. So ging es mir ja gestern schon in Ulm und heute passiert mir das gleiche schon wieder ;-) Im angepeilten Dorf, das noch relativ Nahe an meiner Route liegt, gibt es keinen Supermarkt und so fahre ich ins nächste Dorf weiter und entferne mich immer mehr von der Iller. Auch in diesem Nest finde ich keinen offenen Laden und ich ärgere mich, dass ich nicht gleich am Anfang umgedreht bin. Ganz so wild wie gestern wird es aber nicht und am Ende stehen vielleicht fünf oder sechs unnötig gefahrene Kilometer auf dem Tacho. Zu guter Letzt komme ich wenigstens noch an einem Netto-Markt vorbei und kann meine Getränkevorräte wieder auffüllen. Als kleine Belohnung gibts noch eine Banane und eine Tafel Rittersport Zartbitter. Die ist übrigens sehr lecker und kann aus meiner Sicht gut mit der dunklen Schokolade aus der Schweiz mithalten.

Historische Iller-Bahnbrücke

Historische Iller-Bahnbrücke

Endlich zurück an der Iller geht es dann noch ein paar Kilometer dem Fluss entlang bis nach Illerbeuren. Hier verlässt die Route für ein Weilchen den Fluss und führt bald über die neu renovierte, historische Illerbrücke, die bis 1972 eine Bahnbrücke war. Die Strecke folgt ein kurzes Stück der alten Trasse und biegt dann scharf links ab. Dann gehts zünftig bergauf. Die Kulisse ändert sich hier schlagartig und die typische Allgäuer Voralpenlandschaft liegt mir zu Füssen. Nach dieser ersten Steigung taucht dann die von weitem sichtbare Walfahrtskirche Maria Steinbach auf. Ich möchte sie erst ignorieren, aber als der Weg keine 100 Meter daran vorbei führt, nehm ich trotzdem einen kurzen Augenschein. Es ist einer dieser typischen barocküberfrachteten Kirchen. Wahnsinn, sehr kitschig, aber mir gefallen die Dinger sehr. Danach freue ich mich über die unglaublich schöne Landschaft. Dieses Allgäu mag ich einfach. Es ist ein stetes auf und ab. Ein bisschen mehr auf als ab, aber das ist ok. Zwischendurch fordern einen immmer wieder richtig fiese Rampen, die aber gerade so lange sind, dass man sie noch treten kann, ohne absteigen zu müssen. Irgendwann komme ich dann durch eine grössere Ortschaft, wo ich mir im Dorfladen zwei belegte Brötchen machen lasse und natürlich wieder meine Süssgetränke auffrische. Bald danach finde ich dann zurück an der Iller, einen netten Platz, wo ich eine Vesperpause einlege und zum Pressack-Brötchen eine immer noch schön kühle Fanta geniesse. Herrlich.

Iller Km 100

Iller Km 100

Beim Kilometerschild 100 der Iller muss ich einfach schnell anhalten und ein Foto machen. Begleitet mich dieser Fluss nun doch schon zwei Tage. So langsam steigt aber das Verlangen, meine letzte Station und zugleich den letzten Campingplatz meiner Tour zu erreichen, um dann noch zwei, drei Tage auszuspannen und mal wieder etwas anderes zu tun, als Radfahren ;-) Die Zeit ist auch schon wieder weit fortgeschritten und ich darf und will nicht mehr trödeln und peile eine Ankunft auf dem Camping in Oberstdorf auf spätestens 20:30 an. Trotz allem lasse ich es mir nicht nehmen, auch in Kempten einen kurzen Schwenk durch die Altstadt zu machen. Wow... das Zentrum ist ja richtig gross und überrascht mich mit ein paar prunkvollen Bauten. Das macht gleich wieder Lust auf mehr und ich bin mir sicher, dass man sich in diesem Städtchen einen gut Tag vertun könnte. Es ist ziemlich viel los im Ort. Ich habe den Eindruck, dass alle im Shopping-Fieber sind und so lasse ich mich auch anstecken und shoppe mir auch etwas: Ein Eis! :-) Jetzt aber schnell weiter.

Rathausplatz Kempten

Rathausplatz Kempten

Einen letzten kurzen Stopp lege ich dann noch in Immenstadt ein. Inzwischen sollte eine Ankunft in Oberstdorf sogar kurz vor acht möglich sein. Deshalb leiste ich mir auch hier noch eine kurze Stippvisite und mache auf dem Marktplatz einen kurzen Halt und fahre dann wieder aus dem Städtchen hinaus auf den Radweg nach Oberstdorf. Erst nach ein paar Minuten realisiere ich, dass ich hier schon auf der Bodensee-Königssee Runde vorbei gefahren war. Damals kam ich aber nicht am Marktplatz vorbei und deshalb dauerte es wohl ein bisschen, bis ich diesen Streckenabschnitt wieder erkanne. Die letzen Kilometer gebe ich dann nochmal richtig Gas und erreiche Oberstdorf bereits um halb acht. Die Anmeldung ist schon geschlossen, aber ein Zettel am Eingang weist die Spätankömmlinge darauf hin, dass man sich auf der Zeltwiese selber einen Platz suchen kann und sich morgen ab 8 Uhr dann gleich anmelden soll. Die sanitären Anlagen sind alle offen, ich brauch also auch keinen Schlüssel oder Batch um mich zu duschen oder zum Abwaschen. Das passt doch wunderbar. Der Zeltplatz liegt am Dorfeinang von Oberstdorf, gleich neben der Bahnlinie. Der Hunger überkommt mich und ich bin ganz froh, dass ich vom Mittagessen noch ein Brötchen übrig habe. Das verdrücke ich noch bevor ich mein Zelt aufstelle, danach wird aufgebaut und mein Rad entladen. Nach der erfrischenden Dusche versuche ich mich an der Rechnung mit den bisher gesammelten Zahlen vom Deutschlandtour-Cache. Zwei Stationen fehlen mir noch bis zum Ziel, aber mit den 23 bisher gefundenen, kann ich schon mal prüfen, ob ich damit schon plausible Koordinaten berechnen kann. Anhand der Rechnung kann ich sogar die noch fehlenden Werte der letzten beiden Stationen bestimmen und gleich schon die Position der finalen Dose berechnen. Nun bin ich also für das grosse Finale bereit und hoffe, dass die fehlenden beiden Zahlen, an denen ich morgen noch vorbei kommen werde, auch mit den von mir berechneten übereinstimmen. Danach verziehe ich mich ins Zelt, weil es draussen zu viele lästige Mücken hat und führe noch mein Tagebuch nach. Inzwischen habe ich eine ganz gute Methode entwickelt, wo ich auch in Kauerposition ganz komfortabel im Zelt schreiben kann. So und nun ist es wieder kurz vor Mitternacht und ich leg mich jetzt erst mal schlafen. Morgen soll ein stressfreier Tag werden und den will ich dann so richtig geniessen.

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