Tag 11: Mittwoch, 19. Juni 2019
Eine Bootsfahrt die ist lustig.
Steinhuder Meer - Hannover
[Karte]
Radreise Teil 5 (Tage 11 und 12)
Ausflug auf den Wilhelmstein im Steinhuder Meer und Weiterfahrt nach Hannover wo ich die Herrenhäuser Gärten besuche. Danach gehts noch ein Stücken weiter zum ersten Wildcamping.
Auf meinem Youtube Kanal findest du weitere Radel- und Wandervideos.
Damit die Eier, die ich gestern für die Carbonara gekauft habe nicht kapputt gehen, gibts heute zum Frühstück Rührei mit Brötchen von gestern. Ist nicht so lecker und ich bin froh, dass wenigstens der frisch gebrühte Kaffee schmeckt. Das Joghurt das ich noch gekauft hatte, gibts dafür zum Dessert und ist wieder richtig jummy. Bei der Hitze die heute vorausgesagt ist, will ich ein Joghurt nicht länger als 24 Std. herumfahren. In den Taschen wird das bei diesen Temperaturen alles schön durchgekocht, besonders wenn die Sonne drauf knallt. Als ich am Abend in Hannover im Hotel meine Taschen auspacke entdecke ich den Schinken, den ich eigentlich fürs Rührei gekauft hatte, aber nicht mehr dran gedacht hatte. Das hätte meiner Frühstücks-Eierspeise natürlich gut getan und das ganze viel schmackhafter gemacht. Ja nu, gibts den Schinken halt morgen auf einem Brötchen zum Vesper. Gut bin ich die nächste Nacht im Hotel, dann kann ich gleich noch ein bisschen Butter stibizen. Morgen solls dann auch nicht mehr ganz so heiss sein.
Insel Wilhelmsstein
Beim zusammenräumen trödle ich ein bisschen zu fest herum. Es ist bereits nach zehn, als ich auschecke und los fahre. Im Internet hatte ich am Abend noch nachgeschaut, wenn die Böötchen zur Insel Wilhelmsstein fahren, denn die möchte ich unbedingt besuchen. Ich meine ich hätte elf Uhr gelesen, also muss ich mich jetzt sputen, denn die Boote fahren genau auf der gegenüberliegenden Seite des Steinhuder Meeres. Ein schöner Radweg führt übers Ostufer durch einen herrlichen Moorwald. Danach gehts bis Steinhude durch eine schöne Auenlandschaft. Um fünf vor elf stehe ich am Tickethäuschen, wo mich ein etwas verwirrter Mann bedient. Gerade legt ein kleines Auswandererboot ab. Er versucht es zuerst mit Winken aus seinem Kabäuschen aufzuhalten, aber irgendwie klappt das nicht. Bis er mir erklärt, dass diese Auswandererboote fahren sobald 10 Gäste beisammen sind und die offiziellen Kursboote alle zwei Stunden, ist es auch schon zu spät. Die Auswandererboote sind offene Segeljollen, die ausschliesslich auf dem Steinhuder Meer als Ausflugsboote eingesetzt werden. Ich sage ihm, ich hätte keinen Stress und kaufe mir dann das Ticket fürs zwölf Uhr Boot. So habe ich etwas Zeit mir das Dörfchen anzugucken und herumzutrödeln. Ich habe schon wieder einen riesen Durst, also nutze ich den Moment und schaue mich nach einem Supermarkt um. Etwas ausserhalb finde ich dann einen Laden indem es so wunderbar kühl ist, dass ich gerne ein bisschen länger verweile als nötig. Draussen ist unangenehm heiss. Mein Konsum an Schorle und zwischendrin mal einem anderen Süssgetränk ist bei diesen Temperaturen gross. Nur Wasser trinken reicht da nicht mehr. Zwischendurch braucht es da etwas mit Zucker und Geschmack. Zudem ist Apfelschorle ja auch ein phantastisches isotonisches Sportlergetränk.
Pünktlich zur Abfahrt des Schiffs bin ich dann wieder am Hafen und gemütlich tuckern wir auf die Insel zu, die übrigens eine künstliche ist und im 18. Jahrhundert als Festungsinsel ins Steinruder Meer gebaut wurde. Eine interessante Geschicht die ich aber auch noch nicht vertieft habe. Interessant am Steinhuder Meer sind auch die Ausmasse. Ich habe es mir zum einen viel kleiner vorgestellt und war baff, als ich am Vorabend noch kurz zum Strand geradelt bin, um einen ersten Eindruck zu bekommen. Auf dem Boot kleben an den Fenstern Infoblätter wo drauf steht, dass das Gewässer ca. 8 x 5 Kilometer gross ist, eine mittlere Tiefe von gerade mal 1,5 und eine maximale Tiefe von 3,2 Metern hat. Auf Wiki steht sogar noch weniger. Da könnte man fast zur Insel laufen. Nach 25 Minuten sehr gemächlicher Fahrt hat man dann eine Stunde Zeit sich das Inselchen anzuschauen. Die Ausmasse sind so klein, dass das kein Problem ist. In gut fünf Minuten dürfte man die Insel zu Fuss wohl umrundet haben. Auf der Insel gibt es einen Cache, mit dem ich mir die Zeit wunderbar vertreiben kann und gleichzeitig die Insel erkunde. Es gibt sechs Fotos von Objekten, die ich auf der Insle suchen muss und dann entsprechende Fragen zu diesen Objekten beantworten kann. Die Zeit vergeht mit dem Suchen von den paar Orten wie im Flug und eine Stunde später holt mich das selbe Böötchen wieder ab. Ich mag solche Orte und bin froh, die Zeit für diesen kleinen Ausflug investiert zu haben.
Unterwegs
Natürlich ist mir bewusst, dass ich heute keine Rekorde mehr brechen werde. Zum einen liegt das Steinhuder Meer schon zehn Kilometer neben meiner Route und dorthin muss ich erst wieder zurück und so bin ich erst gegen 15 Uhr gerade mal dort, wo ich gestern die Route verlassen hatte. Viel weiter wie Hannover werde ich heute also nicht mehr kommen. Landschaftlich ist es hier in der Gegend sehr schön. Ich folge für ein Stück dem Leine Radweg. Das Flüsschen mäandert sich hier wunderbar durch die Ebene. In der Nähe fliesst auch noch der Mittellandkanal vorbei, den ich sogar mal unterquere. Mir wird das erst bewusst, als ich unter der Brücke durch fahre, die sehr eigenartig aussieht. Man fährt echt unter einer Wanne Wasser hindurch. Das ist ein sonderbares Gefühl, wenn man bedenkt, dass man gerade einen ganzen Fluss, bzw. Kanal über sich hat. Die Sache hat mein Interesse geweckt und darum fahre ich noch schnell auf den Damm hinauf und schaue mir die Brücke noch von oben an. Sowas gibts in der Schweiz in der Form glaube ich nicht. Ein weiteres kleines Highlight kurz vor Hannover, ist dann noch die Industriebrache vom Reifenhersteller Continental. Ein riesiges Industriegebäude steht zerfallen neben einem alten hohen Backsteinturm auf dem das weit herum sichtbare gelbe Continental-Logo prangt. Drum herum eine riesige Brachfläche. Ich habe gelesen, dass hier schon länger ein grosses Wohnprojekt geplant ist, dessen Bau aber wegen Einsprachen und teilweise kontaminiertem Boden immer wieder verzögert wurde. Auch hier nehm ich mir einen Moment Zeit, um mir dieses verfallene Industriegelände etwas näher zu betrachten. Continental hatte hier bis vor 20 Jahren produziert und dann den Standort irgendwo in Hannover mit einem anderen Fimensitz zusammengelegt.
Continental
Die letzten Kilometer führen dann dem Kanal entlang Richtung Stadtzentrum. Als ich einen Fahrrad-Wegweiser zu den Herenhäuser Gärten sehe, mache ich einen Schwenk und folge ihm und lande nur zwei Kilometer später vor diesen monumentalen Garten- und Parkanlagen. Es ist bereits 18 Uhr und zu spät sich das ganze nach anzuschauen und so entscheide ich mich, mir ein Hotel in der Stadt zu suchen. Im Plaza, direkt am Hauptbahnhof finde ich dann noch ein Zimmer. Ohne Junkies vor der Haustüre, aber sonst halt eines dieser seelenlosen Businesshotels. Aber das ist mir im Moment egal. Ich kann mein Fahrrad in einem abgeschlossenen Raum abstellen und beziehe mein Zimmer. Der Facility Manager, der mir das Tor geöffnet hat, organisiert mir ein Wägelchen, damit ich meine vielen Taschen auf einmal zum Zimmer bringen kann. Er ist sehr gesprächig und quaselt und quaselt. Aber ist ein netter, begleitet mich zum Zimmer, damit er sein Wägelchen gleich wieder mitnehmen kann und wechselt gleich noch eine flackernde Birne im Zimmer aus. Das aber, nicht ohne sich über die Zimmermädchen zu beschweren, die das doch hätten sehen und ihm melden müssen. Ich krame dann erst mal meinen ganzen Elektroschrott aus all meinen Taschen und starte ein Intensiv-Loading. Wenn alle Akkus geladen sind, dann bin ich zwei bis drei Tage autark und kann mich mit meinen zwei Powerbanks ganz gut selber versorgen. Für Handy, Fotoapparat und Gopro reichts auf jeden Fall, zur Not kann ich auch noch den Laptop damit betreiben. Ich nutze die Möglichkeit hier im Hotel ein paar Sachen zu waschen und hoffe, dass die im Zimmer bis morgen einigermassen trocken werden. Ich muss mir zum Aufhängen im Badezimmer aber erst eine wilde Konstruktion basteln, da die Kleiderbügel im Schrank oben nur einen Nagel haben und nur im Schrank selber an den dafür vorgesehenen Haken eingehängt werden können. So bastle ich mir also aus Zeltschnur im Badezimmer an der Duschstange ein Ding zusammen, wo ich die Kleiderbügel dann trotzdem hinhängen kann. Den Rest des Abends nutze ich dann, mein Tagebuch nachzuführen. Ich hänge drei Tage hinterher. Das dauert wieder ewig, weil ich ja immer so viel Zeit brauche, um knackig, kurze Texte zu verfassen ;-) Am Ende wirds auch heute wieder halb eins und eigentlich wollte ich noch ein paar andere Dinge erledigen, wie schon mal all meine Taschen wieder zu packen, damit ich morgen zeitig loskomme. Daraus wird natürlich nichts und auch die drei Tage Tagebuch nachführen schaff ich nicht ganz.