Deutschland-Reise:
Mit dem Fahrrad von Sylt nach Oberstdorf

Tag 10: Dienstag, 18. Juni 2019
Heiss gelaufen.

Heber - Soltau - Ahlden - Steinhuder Meer
[Karte]

Radreise Teil 4 (Tage 9 und 10)

Durch den Elbtunnel verlasse ich Hamburg, durchquere die Lüneburger Heide und fahre bis zum Steinhuder Meer.

Da ich gestern nicht mehr zum einkaufen kam, gibt es heute auch kein Frühstück auf dem Campingplatz. Mein Plan ist, den nächstgelegenen Supermarkt anfahren, Milch und Joghurt für mein Müsli kaufen und dann irgendwo am Wegrand, an einem stillen Örtchen, gemütlich Kaffee kochen und frühstücken. Gesagt getan. Die nächste Gemeinde Soltau liegt ca. zehn Kilometer vom Camping entfernt. Sie ist über eine kerzengerade Strasse vom Campingplatz, gut auf einem abgetrennten Radweg neben der Strasse zu erreichen. Nach dem Einkauf in Soltau fahre ich für einen Geocache, der auf meiner Liste gespeichert ist, erst mal vier Kilometer Richtung Westen. Das liegt zwar nicht auf meiner Route, das Listing und die zu lösendene Aufgabe des Caches klingen aber witzig und deshalb nehme ich den Umweg gerne in Kauf. Mein Plan: ich fahr dorthin, schau mir das ganze an und kann nebenher mein Frühstück machen. Soweit so gut. Dumm nur, dass ich den vermeintlich einfach versteckten Cache erst gar nicht finde, ich also gar nicht dazu komme, über die Knobelei, das Döschen zu öffnen. Wenigstens führt mich der Cache an einen sehr lauschigen Ort, wo auch noch ein hübsches schattiges Bänklein steht. Sowas ist hier wirklich selten. Schon oft habe ich mich auf dieser Tour gefragt, wieso es nicht mehr Bänke an den Spazierwegen gibt. Ich installiere mich nach der erfolglosen Suche auf der Bank und bereite mein Frühstück zu. Gegen elf Uhr ist alles wieder verstaut und ich fahre zurück nach Soltau, wo ich wieder auf meine geplante Route treffe.

Gemütlicher Frühstücksplatz bei Soltau

Gemütlicher Frühstücksplatz bei Soltau

Auch hier ist mir bei der Tourenplanung ein Geocache ins Auge gestochen, der sehr rätselhaft und witzig klang. Um den Frust des DNF (did not found) vom Morgen zu verarbeiten, bin ich nun natürlich doppelt motiviert, durch einen Found, das Maleur vergessen zu machen ;-) Dumm nur, dass mir bei diesem Rätsel der Groschen nicht fällt. Die zu lösende Aufgabe ist dermassen komisch formuliert, dass ich dies und das und nochmal was anderes probiere, aber nicht wirklich weiter komme. Ich sehe erst kurz vor der Aufgabe, dass es noch eine Hilfsstation gibt, die einen auf den richtigen Weg bringen soll und ich bin hin und her gerissen, die Sache bleiben zu lassen und weiter zu ziehen. Wenn man aber schon eine halbe Stunde an einer Aufgabe herumgerätselt hat, fällt es einem oft schwer aufzugeben. Natürlich interessiert mich in einem solchen Fall auch immer, was denn am Ende die Lösung gewesen wäre, wenn man schon so viel probiert hat und einfach nicht weiter kommt, die Aufgabe aber trotzdem lösbar scheint. Das ist dann auch der Grund, dass ich mir nochmal einen Ruck gebe und noch etwas mehr Zeit vertrödle, bis ich dann über diese Hilfsstation doch noch auf die richtige Lösung komme und die Aufgabe abschliessen kann. Irgendwie hätte ich mir das Ganze dann aber auch sparen können, weil ich die Aufgabe am Ende nicht wirklich schlüssig finde und man von Anfang an auf eine falsche Fährte gelockt wird. Mir gings auf jeden Fall so. Inzwischen ist es schon wieder nach zwölf und ich habe bis jetzt gerade mal 30 Minuten Wegstrecke geschafft.

Mädel aus Soltau

Mädel aus Soltau

Der weitere Weg ist dann nicht mehr besonders nennenswert. Die Temperaturen sind aber zünftig heiss und ich fühlte mich schon am Morgen beim Aufstehen ziemlich schlapp. Das Treten fällt mir schwer, ich komme nicht so richtig in die Gänge. Nach einer guten Stunde läufts dann allmählich besser und ich finde zurück in den Trott. Von da an läuft es dann auch wieder gut. Landschaftlich ist die Strecke recht schön. Im Moment ist es aber auch nicht so schwer, mich nicht zu begeistern. Die Natur steht voll im Saft. Die Maisfelder beginnen langsam zu wachsen, das Korn steht zum Teil schon golden auf den Feldern und daneben leuchtend grüne Wiesen. Herrlich. Beim nächsten Edeka, an dem ich vorbei komme, geh ich schnell einkaufen. Ich habe Lust auf Carbonara. Spaghetti kauf ich aber keine, denn ich hab noch Nudeln im Gepäck. Alles andere wäre nur unnötiger Ballast. Ich hoffe, dass die Eier den Transport gut überstehen. Die restlichen Zutaten sollten kein Problem sein. Das tolle an den Edeka-Märkten ist zum einen die riesige Auswahl und zum anderen dass es fast immer eine bediente Fleisch- und Käsetheke gibt. So muss ich nicht 250 Gramm abgepackten Speck und 200 Gramm Parmesan kaufen, sondern kann mir auch kleinere Mengen einpacken lassen. Bei Lidl, Aldi, Netto und den anderen Discountern die ich so gar nicht mag, gibts das nicht. Haltbare Milch findet man dort meistens nur im Literpack. Für mich viel zu viel, weil bei den aktuellen Temperaturen auch haltbare Milch nach mehr als einem Tag in den Taschen in den Festzustand über geht. Bei Edeka findet man auch Halbliter-Packungen und auch sonst einfach alles was man sucht.

Camingküche

Campingküche

Das heutige Problem ist mal wieder, einen Campinplatz zu finden. Ich bin gerade in einer Region, die nicht sehr touristisch ist und somit auch nur sehr wenige Campingplätze zu finden sind. Wie ich schon erwähnte ist es vor allem die Dusche, die mir beim Wild-Campen fehlt. Weil es inzwischen wieder sehr gut läuft, entscheide ich mich bis zum Steinhuder Meer durchzufahren. Das wird dann bis zum Ende eine ziemliche Herausforderung. Die Zeit rennt mir mal wieder davon. Von einem kleinen Schwenk durch die Altstadt von Neustadt, sehe ich deshalb ab. Mir ist es wichtiger noch einigermassen zeitig den Campingplatz zu erreichen. Zudem kann ich auch nicht an jeder Ecke halten, sonst komme ich ja nie nach Bayern. Ich treffe wieder mal Knopf auf Spitz, um fünf vor acht auf dem Campingplatz ein. Die nette Dame an der Anmeldung meint, dass ich mir irgendwo auf der Anlage einen Platz aussuchen kann. Ich bin überrascht, dass der Platz vielleicht nur zu einem Viertel belegt ist. Hier scheint die Saison noch nicht richtig losgegangen zu sein. Auf der Karte sah es so aus, als ob der Platz direkt am Steinhuder Meer liegt, aber dem ist nicht so. Man muss das umzäunte Gelände verlassen und erst durch einen kleinen Wald laufen, um zum Strand zu gelangen. Ist ja kein Ding, aber so einen Platz, wie ich ihn auf meiner Königsseerunde am Bannwaldsee bei Neuschwanstein hatte, wo ich mein Zelt drei Meter neben dem Wasser aufstellen konnte, gibt es wohl auch nur äusserst selten. Bis ich dann mein Zelt aufgebaut, geduscht, gekocht und abgewaschen habe ist es wieder elf Uhr. Ich muss noch meine Mails checken und eine Antwort schreiben und schon ist es Morgens um eins und ich bin fix und fertig. Der Tacho zeigt heute trotz des späten Starts über 120 Kilometer an. Da bin ich doch ein bisschen stolz drauf. Auch ohne Berge war das ein hartes Stück Arbeit, mit all dem Gepäck.

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